Birgit Bohle über Purpose

Shownotes

Die Personalchefin der Deutschen Telekom spricht darüber warum ein Purpose für ein Unternehmen wichtig ist, was Mitarbeiter davon haben und was sie persönlich antreibt.

Transkript anzeigen

00: 00:13Dominik Hennes: Willkommen zur ersten Folge des Podcasts Culture for Breakfast, der HR Podcast der Telekom. Hier geben wir euch Einblicke in die Themen der Unternehmenskultur und wie sie bei der Telekom gelebt werden. Mein Name ist Dominik Hennes und mit mir geht es heute durch diese Folge. Aber nicht nur mit mir allein, bei mir ist Birgit Bohle, Vorständin für Personal und Recht sowie Arbeitsdirektorin bei der Deutschen Telekom. Hallo Frau Bohle.

00: 00:33Birgit Bohle: Hallo guten Morgen.

00: 00:34Dominik Hennes: Bei uns geht es in der ersten Folge um das Thema Purpose. Davor bleiben wir aber dem Titel unseres Podcasts Culture for Breakfast erst mal treu. Frau Bohle, mir gehst erst mal um den morgendlichen Kaffee. Ist es Filterkaffee, Pads oder Kapseln?

00: 00:46Birgit Bohle: Filterkaffee mit viel Milch.

00: 00:51Dominik Hennes: Stimme ich zu. Vor allem weil ich mir letztens in einem Hotel, da war noch eine Kapsel Maschine und ich habe mir schön die Pfoten an der frischen Kapsel die da rauskam verbrannt, ich lern es nie. Hier soll es aber heute um das Thema Purpose gehen. Das ist ja mittlerweile schon ein Buzzword. Und auch die Telekom hat sich einen Purpose gegeben, englisch "we won't stop until everyone is connected" oder "wir geben uns erst zufrieden, wenn alle dabei sind". So ein Purpose, zu Deutsch Zweck, warum ist er so wichtig für ein Unternehmen wie die Deutsche Telekom?

00: 01:21Birgit Bohle: Das ist aus zwei Gründen für uns wichtig. Erstens, es gibt uns eine Identität, das fast unsere Identität zusammen und zweitens gibt uns ein solcher Purpose auch Richtung. Wenn ich von Identität spreche, dann eint uns das. Was verbindet uns eigentlich? Worauf sind wir stolz? Was unterscheidet uns auch von anderen Unternehmen und wer wollen wir sein? All das drücken wir in einer Identität aus und das versuchen wir zusammenzufassen im Purpose und Orientierung als etwas, was die Kolleginnen und Kollegen immer mehr fordern. Sie wollen mit Engagement und sie gehen mit Engagement zur Arbeit, sie verbringen viel Zeit in unserem Unternehmen und sie wollen natürlich, dass das was sie machen einen Sinn macht, dass das sinnvoll ist, dass es auch einen Beitrag für Menschen in unserem Land, für unsere Gesellschaft leistet und all das versuchen wir im Purpose zusammenzufassen.

00: 02:22Dominik Hennes: Sie sprechen von Kolleginnen und Kollegen, es wird aber auch immer wichtiger für Menschen die jetzt vielleicht sagen, "Ich möchte bei der Deutschen Telekom arbeiten" oder?

00: 02:31Birgit Bohle: Ja absolut, das stimmt. Also wenn wir uns gerade die jungen Menschen anschauen die sich für Arbeitgeber interessieren, dann sehen wir, dass die Frage des Sinns, des Zwecks des Unternehmens eine immer wichtigere Rolle für diese jungen Menschen spielt. Wir haben das gerade in unserer Recruiting Kampagne sehr ausführlich noch einmal mit potenziellen Bewerberinnen und Bewerbern getestet. Und da ist das sehr deutlich geworden. Es kommt natürlich immer auch noch auf Geldverdienen an, aber ein Unterschied im Leben von Menschen zu machen, das spielt eine immer größere Rolle.

00: 03:12Dominik Hennes: Genau. Bis vor zehn, zwanzig Jahren hätte man so plump gesagt "Da verdiene ich mein Geld". Das reicht nicht mehr, sondern ich muss dieses Ziel vor Augen haben. Jetzt passt dieser Purpose natürlich super zur Telekom, aber das Unternehmen ist ja riesig. Wir haben Techniker, Verkäufer, Marketer, Finanzer mit natürlich individuellen Zielen, muss der Purpose, so wie er ist, zu jedem passen? Oder macht es Sinn sich jetzt zum Beispiel einen eigenen Purpose zurechtzulegen, runtergebrochen vom großen Ganzen?

00: 03:39Birgit Bohle: Was wichtig ist, dass die Menschen wissen welchen Beitrag sie eigentlich zum Ganzen leisten. Wenn wir unseren Purpose anschauen und sagen, "Wir sind erst zufrieden wenn alle dabei sind", dann kann sich da ein Techniker darin wiederfinden und sagen: "Ja, wenn ich hier eine Entstörung mache, dann weiß ich welchen Beitrag ich geleistet habe, dass alle dabei sind, dass alle Menschen die Möglichkeit unsere Dienstleistungen von Kommunikation von Services erleben können". Wenn jemand eine Netzwerkoptimierung plant und dadurch bessere Bandbreiten für das Unternehmen hinbekommt, dann ist das eben auch ein Beitrag. Wenn Kolleginnen und Kollegen im Shop unsere Produkte und Services verkaufen, dann leisten sie einen Beitrag, dass alle dabei sind. Wenn jemand im Personalbereich tolle Trainingskonzepte entwickelt und dadurch die Ausbildung und Qualifikation der Kolleginnen und Kollegen verbessert, die dadurch motivierter und bessere Leistungen bringen können, dann leisten die einen Beitrag, dass alle dabei sind. Und das könnte ich jetzt fortsetzen, ich glaube es ist wichtig, dass die Kolleginnen und Kollegen ihren Beitrag zum Sinn und Zweck des Unternehmens kennen.

00: 05:04Dominik Hennes: Und wo sehen Sie den Purpose gerade für sich? Wie würden Sie das auf Ihre Tätigkeit jetzt besonders übertragen?

00: 05:10Birgit Bohle: Ja meine Tätigkeit ist ja die, mit Menschen zu arbeiten. Und im Personalbereich haben wir uns das Motto gegeben "Supporting People, Driving Performanc". Das heißt, wir unterstützen die Menschen dabei, bestmöglich ihren Beitrag zum gesamt Zweck des Unternehmens zu leisten und damit, und davon sind wir überzeugt, leisten wir umgekehrt auch wieder einen Beitrag, dass das Unternehmen leistungsfähiger ist. Und mein ganz persönlicher Beitrag für mich ist, dass ich jeden Tag hier Impulse in dieser Arbeit gebe und versuche das eine oder andere Thema in die richtige Richtung zu leiten.

00: 05:54Dominik Hennes: Vielleicht können Sie uns kurz einen Einblick geben? Also der Purpose "wir geben uns erst zufrieden wenn alle dabei sind", wie lange musste man darauf rumdenken bis man auch gesagt hat: "Das passt wirklich zu jedem hier. Das passt zu diesem Unternehmen"? War das ein langer Prozess oder ging das eigentlich ganz flott?

00: 06:12Birgit Bohle: Das war ein sehr intensiver Prozess. Wir haben ja insgesamt den Living Culture Prozess im Anfang letzten Jahres gestaltet und haben da ganz viele Menschen aus dem gesamten Unternehmen einbezogen. Das ist übrigens für mich auch schon eine Facette von „bis alle dabei sind“. Mir war diese Partizipation, die Beteiligung der Kolleginnen und Kollegen, extrem wichtig. Und da haben wir viele tausend Menschen in Workshops gehabt, wir haben das später dann versucht tatsächlich auf diesen einen Satz zu verdichten, auch das haben wir nochmal in virtuellen Workshops vertestet und sind dann, nach vielen Runden und auch mehreren Diskussionen im Vorstand, haben wir uns dann auf "We won't stop until everyone is Connected" oder in der deutschen Fassung "Wir sind erst zufrieden, wenn alle dabei sind" vereinbart und da war uns der Anspruch total wichtig, dieser Ehrgeiz, dieses "Wir hören nicht auf, wir geben uns erst zufrieden wenn…“, das war uns wichtig und umgekehrt als zweites Element "wenn alle dabei sind". Das gilt für die Kunden. Wir bieten einen inklusiven Service. Wir sind nicht elitär, dass unser Service, unsere Angebote nur für bestimmte wohlhabende Menschen gelten. Und es hat natürlich auch die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter Komponente die wir da im Auge hatten.

00: 07:44Dominik Hennes: Sie waren ja von 2007 bis Ende 2018 in verschiedenen Positionen bei der Deutschen Bahn AG tätig, also zuletzt auch Vorstandsvorsitzender der DB Fernverkehr AG. Seit Januar 2019 sind sie nun bei der Telekom. Hat sie denn über diese verschiedenen Stationen immer ein Ziel oder sogar ein Purpose begleitet, den sie immer wieder mitgenommen haben für sich?

00: 08:05Birgit Bohle: Ja, rückblickend habe ich mir das überlegt, gesagt: "Warum bin ich eigentlich ausgerechnet bei der Deutschen Bahn und jetzt hier bei uns, bei der Deutschen Telekom?". Und tatsächlich gibt es da Verbindungen und die haben natürlich etwas mit mir als Mensch zu tun. Beide Unternehmen, wir, die Deutsche Telekom und die Deutsche Bahn, wir machen einen Unterschied für das Leben der Menschen. Wir merken es gerade jetzt, in Zeiten des Corona Virus, welchen Unterschied wir machen, wie wichtig unsere Produkte, unsere Dienstleistung ist. Stellen wir uns mal vor in einer Welt, wo wir im Moment ein bisschen eine eingeschränkte Mobilität haben, umso wichtiger ist, dass die Menschen miteinander kommunizieren können, dass sie unsere Dienste nutzen können. Bei der Bahn die physische Mobilität, die ein großes Ausmaß an Freiheit, an Lebensqualität mit sich bringt und dieses für die Menschen, für die Kunden, aber halt eben vor allen Dingen für die Menschen in diesem Land, in den Ländern wo wir arbeiten, einen Unterschied zu machen, dass es eben nicht egal ist. Das ist für mich der rote Faden, der mich dann auch am Ende hier zur Telekom geführt hat.

00: 09:29Dominik Hennes: Finden Sie, dass man das im Arbeitsalltag vielleicht oft mal vergessen kann, dass man es irgendwie für den Kunden macht, für den Menschen? Hatten Sie da Situationen wo Sie gesagt haben, „da musste ich auch nochmal Menschen um mich herum erinnern, wofür wir das eigentlich tagtäglich alles machen“?

00: 09:43Birgit Bohle: Absolut. Das ist wirklich etwas, wo wir immer wieder hinschauen müssen und ich bin jetzt im Personalbereich, im Rechtsbereich aktiv und nicht im unmittelbaren Kundenkontakt, wie ich das teilweise früher war. Gerade hier ist es wichtig, uns immer wieder zu erinnern und zu sagen, „Was bringt es am Ende für unseren Kunden?". Und da wissen wir, dass die Kolleginnen und Kollegen die mit den Kunden arbeiten, die die Produkte entwickeln, für die machen wir die Arbeit und das müssen wir uns immer wieder fragen, ob das was wir hier eigentlich tun diese Menschen in die Lage versetzt ihre Arbeit besser zu machen.

00: 10:32Dominik Hennes: Und jetzt komme ich noch auf den großen Purpose zu sprechen, den wir uns als Unternehmen gesetzt haben. Das war jetzt vielleicht erst mal als er bekannt gegeben wurde, ein simpler Satz und das Ding muss ja jetzt mit Leben gefüllt werden. Wie machen Sie das? Wie machen wir das als Unternehmen, dass dieser Purpose auch wirklich in die DNA übergeht?

00: 10:51Birgit Bohle: Zunächst einmal ist glaube ich wichtig, dass wir hier einen starken Satz haben und ich merke das jetzt schon, dass viele Menschen anfangen diesen Satz in ihrer Kommunikation zu verwenden. Ich sehe ganz häufig "we won't stop". Ich sehe ganz häufig in den sozialen Medien, dass das verwendet wird und somit fängt es schon ein Stückchen weit an, Teil unserer DNA oder Teil unseres Lebens zu werden. Aber wir haben ja nicht nur den Purpose, wir haben ja auch unsere Guiding Principles daraufhin noch geschärft und haben dort auch eine ganze Reihe von Maßnahmen aufgesetzt, wo wir beispielsweise sagen, wenn wir über unser Principle Customer delight sprechen, "Wie schaffen wir es denn tatsächlich näher an unsere Kunden, an deren Bedürfnisse ranzukommen?". Da planen wir beispielsweise, dass die Führungskräfte verpflichtend mehrere Tage pro Jahr direkt im Kundenkontakt sind. Und so wird Stückchen für Stückchen dann auch ein Purpose und Guiding Principles zum Leben erweckt.

00: 12:06Dominik Hennes: Ja, "We won't stop, until everyone is connected" der große Purpose der Deutschen Telekom, den wir uns jetzt gesetzt haben. Vielen, vielen Dank, dass Sie uns einen Einblick gegeben haben, wie dieser Schaffungsprozess war und wie wir diesen Satz jetzt auch mit Leben füllen können. Danke, dass Sie sich die Zeit genommen haben. Und das war's auch schon mit der ersten Folge von Culture for Breakfast. Wenn euch die Folge gefallen hat und ihr am Ball bleiben wollt, dann drückt doch schnell auf den abonnieren Button. Dann verpasst ihr garantiert keine Folge mehr und wir hören uns dann hier beim nächsten Mal wieder.